Die drei Phasen des Übergabeprozesses in Familienunternehmen

Im folgenden Video beschreibe ich die drei Phasen des Übergabeprozesses und die damit verbundenen Besonderheiten und mögliche Stolpersteine.

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Die Auswirkungen einer nicht ausreichend geklärten Nachfolgeregelung können weitreichende Folgen haben. Sollte auch nur für einen oder eine der Beteiligten Unklarheiten und Unsicherheiten bleiben, können dadurch Familienstrukturen gestört und Beziehungen der Familienmitglieder untereinander sogar abgebrochen werden. Damit dies nicht passiert, ist professionelle Begleitung unbedingt erforderlich. Der Nachfolger oder die Nachfolgerin muss die Gelegenheit haben und nutzen, vor der Übernahme sowohl das Unternehmen als auch seine eigenen Kompetenzen und Ziele auf Herz und Nieren zu prüfen. Mindestens genauso wichtig ist aber, die Familiensituationen und individuellen Bedürfnisse von Übergeber und Übernehmer genau zu beleuchten und zu berücksichtigen. Nur so können, die an sich grundverschiedenen Systeme Unternehmen und Familie, ausbalanciert und tragfähig bleiben und den Fortbestand des Familienunternehmens langfristig sichern.

In der folgenden Abbildung ist der Übergabeprozesses in Familienunternehmen sowie die zentralen Inhalte der drei Phasen dargestellt.

1. Vorbereitungsphase

Je stärker die Vorbereitungsphase von individueller Klarheit für Übergeber:in und Übernehmer:in geprägt ist, umso reibungsloser wird der Übergabeprozess in weiterer Folge vonstattengehen.

Dem Übergeber kommt im Nachfolgeprozess, insbesondere in der Vorbereitungsphase die wesentliche Verantwortung zu. Die Grundvoraussetzung ist die persönliche Bereitschaft, Verantwortung abzugeben. Damit einhergeht nämlich die Konfrontation mit sehr existenziellen Themen wie Macht, Kontrolle, Loslassen und der eigenen Endlichkeit.

Nicht nur dem Übergeber, sondern auch der Nachfolger trägt einen maßgeblichen Teil der Verantwortung in der Vorbereitungsphase. Sind es mehrere innerhalb der Familie ist eine eindeutige Klärung nötig, um die Beziehungen nicht zu gefährden. Die Logik der Familie setzt auf Konsensfindung, Loyalität und Zugehörigkeit, auch im Konflikt. Die Frage nach dem „freien Willen“ der Entscheidung über den Eintritt in die Nachfolge stellt den ersten, und meines Erachtens wichtigsten Punkt dar. Von Schlippe spricht von „normativem“ Commitment, wenn der Nachfolger aus einem Gefühl von Verpflichtung die Aufgaben übernimmt. Verstrickungen und die unsichtbare Loyalität zur Familie können die Entscheidungsfreiheit maßgeblich einschränken.

2) Verhandlungs- und Übergabephase

Gibt es von beiden Parteien, sowohl dem Übergeber als auch dem Übernehmer, ein klares Bekenntnis „ja, ich will – übergeben und übernehmen“, kann die Phase der eigentlichen Übergabe beginnen.

Im besten Fall gibt es eine Zeitspanne, in der Übergeber und Übernehmer parallel im Unternehmen sind. Dieser Zeitraum sollte zu Beginn der Verhandlungsphase definiert und mit einem Enddatum, dem Zeitpunkt der formalen Übergabe, versehen werden. Wie in der Abbildung dargestellt, sollte der Übergeber mit der Abtretung der Kompetenzen und Verantwortungsbereiche an den Nachfolger beginnen und seine Aktivität sukzessive reduzieren. Gleichzeitig sollte der Übernehmer mehr und mehr in die Verantwortung kommen und ins operative Geschäft integriert werden.

Es ist anzuraten, die gemeinsame Zeit von Übergeber und Übernehmer im Unternehmen so transparent wie möglich zu gestalten. Das heißt, beide Seiten legen ihre ganz persönlichen Vorstellungen und individuellen Konzepte verhandlungsbereit offen. In jener Phase, in der zwei Generationen im Unternehmen sind, kann es oft zu paradoxen Spannungen zwischen der älteren und jüngeren „Organisationskultur“ kommen. Diese gilt es anzusprechen und zu lösen

In die Verhandlungsphase fallen auch alle formalen Anforderungen wie die Regelungen über Finanzielles, die Erbringung und Überprüfung von Dokumenten und Unterlagen. Beendet wird die Verhandlungsphase schließlich durch die formelle Übertragung des Eigentums und offizielle Übernahme des Unternehmens durch den Nachfolger.

3) Stunde Null

Die letzte Phase des Übergabeprozesses bezeichne ich als die „Stunde Null“. Sowohl der Übergeber als auch der Übernehmer sind ab diesem Zeitpunkt mit ihren neuen Rollen und sich selbst konfrontiert.

Hat der Übergeber bisher den überwiegenden Teil seiner Ressourcen dem Unternehmen und seiner Entwicklung gewidmet, fällt mit dem Formalakt der Übergabe dieser Bereich zur Gänze weg. Eine neue und ungewohnte Situation kann zu einer unangenehmen Herausforderung werden. Man wird möglicherweise mit einer inneren Leere oder Orientierungslosigkeit konfrontiert, die es zu überwinden gilt.

Aber nicht nur für den Übergeber beginnt mit der offiziellen Übergabe ein neuer Abschnitt. Denn auch der Übernehmer findet sich in einer ganz neuen Situation wieder. Das Ausscheiden des Seniors steht gleichermaßen für den Abbau des Sicherheitsnetzes und das Übernehmen der vollen Verantwortung für ein Wirtschaftsunternehmen und seine Mitarbeitenden.

-> Wie ich Dir als externer Berater bei der Unternehmensübergabe /-nachfolge optimal zur Seite stehen kann, erfährst Du hier.