Ein Nachfolger muss her! Betriebsnachfolge in Familienunternehmen
Mehr als 50 Prozent der österreichischen Firmen sind Familienunternehmen. Wenn man die Ein-Personen-Unternehmen (EPU) noch dazu nimmt, sind es gar um die 90 Prozent. Unsere heimische Wirtschaft ist also fest in Familienhand.
Damit das auch so bleibt, muss ein Nachfolger her. Ich verwende bewusst die männliche Bezeichnung, denn in den meisten Fällen tritt bei familieninternen Übergaben noch immer der Sohn in die Fußstapfen des Seniors.
Doch dieser Prozess gleicht sehr oft einer langwierigen und schmerzvollen Geburt mit einer 50-prozentigen Überlebenschance.
Der motivierte Sohn in seinen besten Jahren, steht, auf den Pensionsantritt des Seniors wartend, auf dem Abstellgleis. Der aber, obwohl er bereits auf die 70 zugeht, sitzt noch immer fest im Sattel und denkt nicht daran, das Ruder aus der Hand zu geben. Tut er es dann schließlich doch, zieht die graue Eminenz die Fäden aus dem Hintergrund. Und obwohl er nicht mehr handelsrechtlicher Geschäftsführer ist, zeugt seine regelmäßige Präsenz in der Firma vom fehlenden Vertrauen in die Fähigkeiten des eigenen Sohnes.
Vielleicht mutet die obige Darstellung etwas klischeehaft an. Aber tatsächlich entspricht dieser Sachverhalt, oder bunte Varianten davon, sehr häufig der Realität. Nicht nur, dass eine nachhaltig erfolgreiche Übergabe zeitig eingeleitet und strukturiert vollzogen werden muss. Die Auswirkungen einer nicht ausreichend geklärten Nachfolgeregelung können weitreichende Folgen haben. Sollte auch nur für einen oder eine der Beteiligten Unklarheiten und Unsicherheiten bleiben, können dadurch Familienstrukturen gestört und Beziehungen der Familienmitglieder untereinander sogar abgebrochen werden. Eine Zerreißprobe, gleichermaßen für Familienunternehmen und Unternehmerfamilien.
Damit dies nicht passiert, ist professionelle Begleitung unbedingt erforderlich. Der Nachfolger oder die Nachfolgerin muss die Gelegenheit haben und nutzen, vor der Übernahme sowohl das Unternehmen als auch seine eigenen Kompetenzen und Ziele auf Herz und Nieren zu prüfen. Mindestens genauso wichtig ist aber, die Familiensituationen und individuellen Bedürfnisse von Übergeber und Übernehmer genau zu beleuchten und zu berücksichtigen. Nur so können, die an sich grundverschiedenen Systeme Unternehmen und Familie, ausbalanciert und tragfähig bleiben und den Fortbestand des Familienunternehmens langfristig sichern.
Was es dazu im Detail braucht, beschreibe ich in meinen nächsten Beiträgen.