Corona-Krise: Warum Führungskräfte um ihre Existenz fürchten müssen!
Wir haben auch schon vor Corona von Disruption, speziell in Verbindung mit „der“ Digitalisierung, gesprochen. Damit sind vor allem „störende“ oder „aufbrechende“ Innovationen gemeint, die Unternehmen und Führungskräfte gleichermaßen betreffen. Die aktuelle Corona-Krise kann selbstredend als störend bezeichnet werden. Den „aufbrechenden“ Gedanken möchte ich an dieser Stelle auf zwei Ebenen aufgreifen.
Führung als Kraftakt
Die gegenwärtige Situation, auf räumlicher Distanz führen zu müssen, bringt so manche Führungskraft doppelt ins Schwitzen. Zum einen stellt es für all jene, im wahrsten Wortsinn, einen enormen Kraftakt dar, die ihren persönlichen Führungsstil auf täglicher Anwesenheit und persönlicher Kontrolle aufgebaut haben. Zum anderen führt der gegenwärtige Kontrollverlust zu großer Verunsicherung und gefühlter Nutzlosigkeit.
Aber neue Situationen erfordern andere Kompetenzen. Die Hauptaufgabe einer Führungskraft ist es, den ganzen Tag Steine aus dem Weg zu räumen, Dinge auszusortieren, die nicht mehr funktionieren und Diversitäten zu koordinieren. „Was brauchst du, damit es für dich klappt?“ ist die zentrale Frage, die eine echte Führungskraft antreibt.
Führungskräfte lassen los
Um im disruptiven Umfeld bestehen zu können oder gar selbst die Rolle des Innovationstreibers zu bekleiden, gibt es eine zentrale Fähigkeit: Loslassen können!
Das Festhalten an alten Glaubenssätzen oder Bildern ist in jedem Fall eine Sackgasse. Das war es, nebenbei erwähnt, aus meiner Sicht immer. Aber auch im Jahr 2020 sind altbekannte Veränderungs-, Entwicklungs-, oder Innovationskiller weiterhin gern genutzt. Hier meine persönlichen Top 4:
1. „Das haben wir schon immer so gemacht.“
2. „Das haben wir noch nie so gemacht.“
3. „Das machen wir, weil ich es sage.“
4. „Ich mache das selber.“
Ermöglichen statt kontrollieren
In Wahrheit haben viele Führungskräfte Angst, Entscheidungen zu treffen, mutig voran zu gehen und altes loszulassen. Aber genau das zeichnet echtes Leadership aus. Ein Leader hilft seinem Team ein Ziel zu erreichen, auch wenn dies bedeutet, (vorübergehend) die eigene Führungsrolle abzugeben. Dies erfordert Charakterstärke und verlangt vielen Führungskräften, ohne Zweifel, einiges ab.
Dieser persönlichen Herausforderung sehen sich manche nicht gewachsen oder wollen schlichtweg keine Veränderung. Sie werfen das Handtuch oder bleiben ihrem alten Kurs treu. Unternehmen sind hier gefordert, ihren Führungskräften umfassende Unterstützung bei dieser persönlichen Entwicklung, zb. durch Coaching, zu geben.
Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken
Diese Corona-Krise kann für viele Unternehmen, abgesehen von einer finanziellen, zu einer echten Identitätskrise werden. Gerade unter extremen Anforderungen wird schnell sichtbar, ob die einzelnen Bestandteile eines Systems, egal ob Motor, Maschine oder Unternehmen, optimal aufeinander abgestimmt sind und als Ganzes zuverlässig seine Aufgaben verrichten kann. Es ist vielleicht gerade jetzt ein guter Zeitpunkt dafür, das System Unternehmen auf Herz und Nieren zu prüfen, Wartungsarbeiten durchzuführen und lange fällige Anpassungen vorzunehmen.
In diesem speziellen Fall steht die Unternehmenskultur auf dem Prüfstand. Davon wird alles Nachfolgende abgeleitet. Was ist der Sinn des Unternehmens, zu welchem ursprünglichen Zweck wurde es gegründet? Haben sich die Werte, die wir vertreten, verändert/entwickelt? Wie wollen wir mit unseren MitarbeiterInnen und unseren Kunden umgehen? Gibt es Grundsätze der Führung und Zusammenarbeit und wenn ja, werden sie auch wirklich, von der Chefetage bis zur Raumpflegerin, täglich gelebt? Die Zeiten des Wasserpredigens und Weintrinkens könnten so vorbei sein.
Führungskräfte loslassen
MitarbeiterInnen unreflektiert mit Schulungs- und Entwicklungsmaßnahmen zu „beglücken“, dient Unternehmen lediglich zur Gewissensberuhigung und ist eindeutig zu kurz gegriffen.
Denn erst wenn es das Unternehmen selbst es tut, ist auch die Führungskraft gefordert, sich selbst und immer wieder in radikalem Ausmaß in Frage zu stellen. Aus diesem Grund wird, nach ernst gemeinter Selbstbetrachtung, so mancher Unternehmer bzw. Geschäftsführer (m/w) möglicherweise für sich feststellen:
„Vieles von dem, was wir in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gemacht haben, geht so nicht mehr. Homeoffice ist für uns, obwohl bisher undenkbar, ein Entwicklungsschritt, der uns ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Dies bringt auch viele neue Anforderungen an unsere Führungskräfte mit sich. Spätestens mit der Corona-Krise hat sich auch gezeigt, dass beispielsweise zu Führungsverantwortung auch die MitarbeiterInnengesundheit gehört. Wir brauchen Führungskräfte, die mutig neue Wege gehen, gewinnbringende Bindungen schaffen und Motivation fördern. Das Innehaben von Führungspositionen aufgrund von Dienstalter oder internen Seilschaften ohne jegliche Management- und Sozialkompetenzen hat bei uns keinen Platz (mehr).“
Die Zukunft wird zeigen wer die Gegenwart nutzt, und sich selbst, natürlich mit professioneller Unterstützung, einer systemischen Vorsorgeuntersuchung unterzieht. Stop – look -choose!