Digitalisierung – nein danke??? Genau jetzt werden die einen denken, solche Zeilen kann nur ein Spinner schreiben. Jene, die wohlwollender eingestellt sind, formulieren es vielleicht so: „Der wird früher oder später schon einsehen, dass er sich der Digitalisierung nicht entziehen kann. Außerdem überwiegen klar die Vorteile“. Soweit die Statements der Gehirnbesitzer. Die Gehirnbenutzer hingegen, beginnen jetzt vielleicht zu grübeln und überlegen was wohl damit gemeint sein kann.
Wer nicht dabei ist, verschwindet!
Es sind quasi alle Lebensbereiche betroffen. Während es im privaten Umfeld eher darum geht, das Leben zu vereinfachen (also den Rückschritt vom Gehirnbenutzer zum Gehirnbesitzer fördert), geht es im unternehmerischen Bereich tatsächlich um Existenzen. Charles Darwins These „Survival of the fittest“, also „der am besten Angepasste überlebt“, ist präsenter denn je. Was den globalen wirtschaftlichen Kontext betrifft, wird dies sicher eine bestimmende Größe im Überlebenskampf sein.
Viva la Revolución
Tatsächlich befinden wir uns im Moment in einer technologisch-ökonomischen Revolution. Und im Gegensatz zu politischen Revolutionen, sind erstgenannte nicht reversibel. So gesehen, ist gerade das spannendste Zeitalter seit der ersten industriellen Revolution vor ca. 200 Jahren angebrochen. Damals, mit Anbruch des „machine age“ schaffte man es, sukzessive die wirklich (körperlich) harte Arbeit weg zu bringen. Das große Versprechen des nun bevorstehende „second machine age“ ist, dass nun die langweiligen Jobs wegfallen. Dazu kommt mir aber unweigerlich die dreizehnte Strophe und ihre viel zitierten Zeilen aus Goethes Zauberlehrling in den Sinn: „Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los.“
Der Mensch selbst war es nämlich, der den Fortschritt und die technologische Entwicklung immer weiter und immer schneller vorangetrieben hat. Hans-Georg Häusel hat in seinem Limbic Ansatz verschiedenste Disziplinen kombiniert, um menschliches Verhalten zu erklären. Neben den Vitalbedürfnissen definiert er drei Emotionssysteme mit denen das limbische System unser Verhalten steuert. Diese sind Balance (Sicherheit, Stabilität,…) Dominanz (Durchsetzung, Erfolg, Macht,…) und Stimulanz (Neugier, Entdeckung, Suche nach neuen Reizen). Unschwer kann man ableiten, welche Systeme die oben beschriebene Entwicklung dominieren. All die körperlichen und geistigen Leistungen beinhalten, ohne Zweifel, große Erfindungen und wichtige Errungenschaften für die gesamte Menschheit. Gleichzeitig haben wir es nun (fast) geschafft, uns selbst (bis auf wenige) weg zu rationalisieren. Der Mensch hat die Kontrolle über die Maschinen verloren!? Aber muss das sein, oder ist es überhaupt wirklich so??? Am Ende fühlen wir uns sogar wohl in der selbst erschaffenen „Opferrolle“??? Irgendwie scheint der Druck der digitalen Revolution nun die neue Komfortzone zu sein. „Man kann sich ihr einfach nicht entziehen!!“
Wer dabei ist, verschwindet!
Dr. Richard-David Precht sagte kürzlich in einem Vortrag, es seien in der ersten Welle die teuren Jobs (ca. 3000,-/Monat), die der Digitalisierung zum Opfer fallen. Der von ihm verwendete Ausdruck lautet „Flachbildschirmrückseitenberatungsjobs“ und ich denke, er definiert die „Zielgruppe“ damit sehr anschaulich. Für eine große Gruppe gibt es (vorerst) Entwarnung. Die Digitalisierung der Billiglohnjobs ist zum jetzigen Zeitpunkt noch viel zu teuer. Aber früher oder später kann oder wird jeder Arbeitsplatz, der durch eine Maschine effizienter erledigt werden kann, wegfallen.
Digitalisierung – Mensch
Abseits der technologischen und ökonomischen Entwicklung frage ich mich: „Was passiert mit den Menschen, egal welcher Schicht oder Einkommensklasse zugehörig?“ Wir sind aus Fleisch und Blut und noch sehr analog. Wir sind nicht dafür geschaffen, Informationen, Anforderungen und Entscheidungen in einer derart hohen Geschwindigkeit zu verarbeiten. Und diese Tatsache wird sich auch nicht so schnell ändern. Unser Gehirn, so wie wir es gerade benutzen, erlebte seine letzte Veränderung vor ca. 70000 Jahren.
Meine Vision als Wertschöpfungscoach ist es, wirtschaftlichen Erfolg sowie Leistungsfähigkeit und Lebensqualität gleichermaßen zu steigern. Um eines klar zu stellen. Ich entziehe mich der Digitalisierung nicht und sehe in ihr auch ganz und gar nicht des Teufels Werk. Es soll trotz oder gerade wegen dieser industriellen Revolution wieder mehr „menscheln“ in den Unternehmen. Denn Unternehmen sind lediglich organisatorische und rechtliche Konstruktionen, zu deren Betrieb und Erfolg Menschen ihre körperliche und geistige Arbeitskraft einsetzen und so Leben einhauchen. Meine Aufgabe sehe ich darin, allen „Opfern“ der Digitalisierung Sicherheit und Klarheit zu geben. Durch diese regelmäßigen Auszeiten vom immer schneller drehenden Hamsterrad biete ich Raum für Entschleunigung und Orientierung. Solange Menschen darauf Wert legen, ernst genommen und verstanden zu werden, weiche ich ihnen nicht von der Seite. Igeh mit Menschen!