Wer ist diese Resilienz eigentlich genau?

Einleitend möchte ich für meinen Erklärungsversuch gleich ein Sterotyp verwenden. Es heisst wohl DIE und nicht DER Reslilienz, weil es genau jene Fähigkeit beschreibt, die uns Männern so gar nicht zugeschrieben wird, nämlich: Nicht von jedem „Männerschnupfen“ in die Knie gezwungen zu werden und am Boden kleben zu bleiben 😉

Resilienz ist die psychische und mentale Fähigkeit, widrige Bedingungen zu überwinden, Krisen als Chancen wahrzunehmen und daraus gestärkt in die Zukunft zu gehen.

Somit eröffnen sich uns jeden Tag viele Möglichkeiten, denn Krisen sind alltäglich, sei es im Privaten oder im Berufsleben. Sie können sowohl plötzlich (schwere Erkankung, Kündigung,…) oder aufgrund veränderter Rahmenbedingungen (Umstruktierung, neue Lebensphase,…) auftreten.

Hausgemachte Krisen

Die Medien spielen bei der Gestaltung unserer Gefühlszustände und Erwartungshaltungen eine größere Rolle als man vermuten würde. Es macht den Anschein als wäre es ihre Hauptaufgabe, uns LeserInnen, SeherInnen und HörerInnen lediglich auf herrschende oder anstehende Krisen aufmerksam zu machen. In den meisten Fällen wird dies auch gleich in Form eines Bedrohungsszenarios dargestellt, das Pessismismus fördert. Es wundert mich nicht, dass so manche Menschen ihre Zuversicht und Perspektiven verlieren. Unzufriedenheit, (Zukunfts-)Ängste und das Gefühl der Ohnmacht breiten sich aus. Und letzten Endes gibt man sich voll und ganz der Passivität und Opferrolle hin. Wenn man die selbe Information immer wieder hört und/oder nur lange genug wiederholt, wird sie eines Tages zu eigenen Realiät. Das Gute daran ist aber, es funktioniert auch mit positiven Gedanken. Hier, so denke ich, passt das Zitat des Dalai Lama sehr gut.

„Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist.“

Was ich an den Medien kritisiere, ist die zum großen Teil verzerrte und einseitige Darstellung der Gesamtsituation oder gar nur von Ausschnitten. Diese Kritik geht an alle Vertreter von Medien, egal welcher politischen, wirtschaftlichen oder sonstigen Richtung sie auch immer nahe stehen mögen. Ich warne also sehr davor, Berichte von einer halben Seite oder einer Minute und zwölf Sekunden Länge unkritisch als „Tatsachen“ oder „wahr“ zu bezeichnen. Aber so funktioniert eben Meinungs- und Krisenbildung. Ich möchte meinen kurzen Exkurs mit zwei meiner Lieblingsaussprüche als Denkanstoß schließen: „Wer nichts weiß, muss alles glauben!“ (Buchtitel der Science Busters, angeblich ein Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach) und „Vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer!“ (Buchtitel von Vera F. Birkenbihl)

Resilienz und Flughöhe

Resiliente Menschen sehen also Krisen nicht als Stolpersteine. Dass ein Ereignis letzlich zu einer Krise wird, bewirkt allerdings nicht das Ereignis selbst. Die persönlichen Grundannahmen und Vorerfahrungen sind ausschlaggebend für die Bewertung zweier Faktoren.

  1. Wie bedrohlich ist die Situation für mich (wirklich)?
  2. Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es für mich?

Ich durfte in meinem Leben selbst schon mehrmals in den Genuss kommen, mir diese zwei Fragen selbst zu stellen. Genau wie bereits oben beschrieben waren Veränderungen, sowohl im Privat- als auch im Berufsleben, der Auslöser dafür. Und es war wirklich nicht immer einfach, das Positive darin zu erkennen. Rückwirkend kann ich aber sagen, jede einzelne dieser Herausforderungen hat mein Leben bereichert und meine Entwicklung gefördert. Es haben sich dadurch Chancen für mich eröffnet, die ich ohne diese „Krisen“ wahrscheinlich nie gehabt hätte. So gäbe es beispielsweise igeh nicht und ich würde diese Zeilen nicht schreiben. In erster Linie steht die Fokussierung von Zielen und Lösungen, nicht der starre Blick auf Hindernisse und Schwierigkeiten. Ich zeichne dazu auch gerne das Bild der angemessenen „Flughöhe“. Folgende einfache Übung kann ich als erste Gegenmaßnahme bei einer anstehenden Krise empfehlen.

Selbstversuch „passende Flughöhe“

Nimm als Symbol für das sprichwörtliche Rot- oder Schwarzsehen (=Krisensituation) ein rotes oder schwarzes Blatt Tonpapier.
Halte das Blatt ca. 20 cm vor deine Augen und starre es an! Was kannst du erkennen? Was man in einer Krise eben so sieht…nur die Krise selbst, richtig!?
Führe nun das Blatt langsam von deinen Augen weg. Das Blatt selbst und dessen Größe verändert sich dadurch nicht. Was sich aber verändert ist, dass plötzlich die Realität nicht nur aus dem Problem allein besteht. Rundherum nehmen wir auch andere Aspekte wahr. Welche Personen, Dinge, Erfahrungen oder Emotionen gibt es in dieser Umgebung, die dir Unterstützung, Kraft, Mut oder Zuversicht geben?
Nachdem du dich eine Weile darauf konzentriert hast, schau erneut auf das Blatt vor dir. Was hat sich für dich verändert?
Sobald du merkst, dass die Krise wieder mehr Einfluss auf dein Leben nimmt, wiederhole die Übung!

Sage JA!

Wege aus einer Krise sind immer mit einer Neuorientierung/einem Neustart verbunden. Irgend etwas ist anders als vorher. Wenn du einen kurzen Rückblick in deine eigene Vergangenheit wagst, wirst du erkennen, dass du schon ziemlich viele Herausforderungen erfolgreich bewältigt hast. Mit diesen positiven Beispielen im Gepäck kannst du auch zuversichtlich in die Zukunft blicken. Natürlich wird jedeR von uns auch immer wieder mit richtig großen Brocken konfrontiert. Um auch das zu schaffen kann man Resilienz trainieren und aufbauen. Mit professioneller Unterstützung und der richtigen Flughöhe, überwindet man aber auch den höchsten Berg!