Mit dieser kurzen Geschichte möchte ich, anhand eines Beispiels aus meinem Leben zeigen, wie Glaubenssätze (Beliefs) wirken und welche Macht sie haben.

Mieses Karma

Meine Karriere als Trompeter hatte einen etwas holprigen Start, nahm langsam Fahrt auf, führte über Schotterpisten mit tiefen Schlaglöchern, über wenige asphaltierte Teilstücke und endete schließlich mit komplett leer gefahrem Tank am Fuße eines Berges. So könnte man meine acht Jahre dauernde Hassliebe zu diesem Instrument zusammenfassen.

Oktober 1996, Italienwoche. Ich war 16 und Schüler des BORG Ried, musischer Zweig. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich musikalisch und persönlich schon einiges hinter mir. Nach vier Jahren Trompetenunterricht, davon ca. 3 1/2 mit einer fest sitzenden Zahnspange, war ich beim vierten Lehrer angekommen (bzw. er bei mir) und am Ende der Vorbereitung zur ersten Übertrittsprüfung. Der Termin dafür war ein Sonntagmorgen. Blöderweise kamen wir erst am Samstagabend von besagter Italienwoche zurück. Also musste die Trompete samt Übungsdämpfer mit, und ich habe auch beides benutzt!

Ich weiß noch als ob es gestern gewesen wäre. Meine Nerven lagen blank. Als ich abends zuhause ankam flehte ich meine Eltern an, meinen Lehrer anzurufen und die Prüfung zu verschieben. Ich telefonierte auch mit ihm doch er ermutigte mich, am nächsten Morgen doch nach Thalheim zu fahren. Er wäre ja dabei und es werde halb so wild. Das Prüfungsprogramm bestand aus einigen Tonleitern (Dur und Moll) und drei Etüden. Ich war auch wirklich gut vorbereitet. Als ich an der Reihe war, betrat ich den Saal mit meinem Lehrer, vor mir sitzend die Prüfungskommission. Die erste Übertrittsprüfung, also das Jungmusikerleistungsabzeichen in Bronze, das quasi die Eintrittskarte in den Musikverein darstellte, war eigentlich nichts Weltbewegendes. Ich begann also zu spielen.

 

Echt mieses Karma

Die Tonleitern funktionierten halbwegs gut. Dennoch spürte ich, wie meine Mundhöhle langsam aber sicher austrocknete. Ich bat um ein Glas Wasser und bekam es auch. Doch mit jedem Schluck hatte ich das Gefühl. dass mir mehr und mehr Feuchtigkeit entzogen wird. Meine Zunge fühlte sich an wie eine einzige klebrige Masse. Während der zweiten Etüde ging plötzlich nichts mehr, kein einziger Ton, nur Luft. Ich sah zuerst, wie sich die Prüfer ratlos gegenseitig ansahen und anschließend ihr Blick hinüber zu meinem Lehrer schwenkte. Höflich baten sie mich, kurz den Raum zu verlassen, um sich mit meinem Lehrer zu beratschlagen. Ich dachte nun wäre alles aus, durchgefallen! Doch gleichzeitig fühlte ich enorme Erleichterung über das Ende dieser Tortur.

Zurück im Prüfungssaal erwartete ich die schlechte Nachricht. Doch dann kam ein Satz, mit dem ich nie im Leben gerechnet hätte und auch aus meinen Erfahrungen in der Schule nicht kannte. „Wir konnten in deinem Spiel deine Musikalität erkennen und wissen, dass es nicht an fehlender Vorbereitung liegt. Das hat uns auch dein Lehrer bestätigt! Und die Nervosität bringst du schon noch weg.“ Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und dachte kurz, „vielleicht bin ich ja wirklich nicht so schlecht“. Aufgrund des ausgezeichneten theoretischen Testergebnisses ergab sich schließlich sogar die Gesamtnote „sehr gut“. Das war einer der leider viel zu wenigen Höhepunkte in meiner aktiven Zeit an der Trompete.

Das Ende als Anfang

So gab ich letztlich meinen Traum vom Trompetespielen auf. Unter all den Voraussetzungen und Umständen konnte es ja sowieso nichts werden…

Die Erwartungshaltung meines Vaters (dem Musikverein beizutreten und eigentlich Tenorhorn, so wie er zu lernen); die Zahnspange; mein eigener (übertriebener) Ehrgeiz; die Erwartungshaltung des Umfeldes; der ständige Vergleich mit anderen und durch andere; der Rückschlag über das Ableben meines, für mich besten Lehrers; der ständige Lehrerwechsel und die fehlende Kontinuität und Orientierungslosigkeit; die Ungeduld über den langsamen Fortschritt; meine eigene „Kopflastigkeit“ und alles zu hinterfragen; und einiges mehr…

Aus all diesen kleinen Puzzleteilen baute ich mir ein Bild zusammen. Ein Bild, auf dem ich niemals ein (nach meinen Maßstäben) guter Trompeter werden konnte. Und nachdem ich oft und lange genug darauf gestarrt und meine Glaubenssätze mantrisch wiederholt habe, wurde es schließlich auch zu meiner Realität. Schließlich wechselte ich auf die Posaune.

Nach einem Jahr wurde ich dann Kapellmeister und nach knapp 5 Jahren legte ich die Abschlussprüfung, das goldene Leistungsabzeichen, ab. Nach weiteren 11 Jahren kann ich stolz zurückblicken und sagen: „Ich bin extrem zufrieden und habe (nach meinen Maßstäben) wirklich viele meiner gesteckten Ziele erreicht!“ Auch im Moment läuft es nach meinen Vorstellungen. So blicke ich auch zuversichtlich nach vorne und hab noch viel vor, mit der Gewissheit, dass ich das meiste davon auch umsetzen werde!

Glaubenssätze wirken

Man könnte jetzt sagen, diese Jahre der Qual hättest du dir sparen können, wenn du das früher gewusst hättest…
Aber nein, ich behaupte das Gegenteil, aus mehreren Gründen:

1) Vergangenes ist nicht änderbar.
2) Welchen Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 18 interessiert schon eine kritische Reflexion der eigenen Situation und die Suche nach möglichen Handlungsalternativen?
3) Hätte ich all diese Erfahrungen nicht gemacht, wäre ich jetzt nicht da, wo ich stehe.

Ich habe gelernt, mich nicht mehr von negativen Gedanken leiten zu lassen. Ich hatte die Möglichkeit meine persönliche Einstellung zu hinterfragen und daran zu arbeiten. Ich durfte lernen, dass selbsterfüllende Prophezeiungen auch in positiver Form wirken. Das Erfüllen-wollen der Erwartungen anderer ist dem gewichen, nur mehr meine eigenen Erwartung als Maßstab anzusetzen. Meine Flughöhe hat sich verändert.

Ein Grundsatz lautet, wir werden so wie unser Umfeld! Das alte Umfeld hält uns unten, es will keine Veränderung. In dieser Zeit des Wandels habe ich zudem zu studieren begonnen. Die neue Umgebung und der Kontakt mit vielen neuen Menschen haben mir nochmals viele andere Perspektiven meines Lebens eröffnet. Wenn es sein muss, verändere dein Umfeld!

Klar ist aber auch: Negative Glaubenssätze setzen sich schneller fest als positive. Dies basiert nicht zuletzt auf unserem zu wenig entwickelten oder vom Umfeld klein gehaltenen Selbstwert. Es ist nicht immer leicht das Positive zu sehen und die reine Vorstellungskraft alleine reicht nicht aus. Nur daran zu glauben, dass man beispielsweise reich wird, lässt das Geld noch nicht zum Fenster herein flattern. Es braucht schon etwas mehr. Aber Gedanken wecken in uns Gefühle, die uns wiederum zum Handeln bewegen, welches schließlich zu Ergebnissen führt!

Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.
(Antoine de Saint-Exupery)

Diese wundervollen Erfahrungen möchte ich als Coach mit meinen KlientInnen teilen und Unterstützung bei der Verwirklichung ihrer Gedanken bieten!